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Im neuen Kuhstall

13. Januar 2012

Das grosse und lange Gebäude steht da, wo vorher der Bauernhof war: es sieht aus, als ob es jemand in der Länge durchgeschnitten und dann die beiden Hälften auseinandergeschoben hätte. Alles wirkt neu: helles Holz, grauer Beton, verzinktes Eisen, alles scheint etwas zu leuchten, alles wirkt praktisch und funktionell. Die Bewohner scheint das nicht zu kümmern. Sie sind einfach da. Nach ihrer Art nehmen sie die Dinge gelassen.

Ob ihre neue Behausung nun als Minimalstall bezeichnet wird, oder als Kaltstall, Klimastall oder Laufstall, ist ihnen egal. Wie sie dort leben, ist ihnen aber sicher nicht egal: Kühe sind keine Einzeltiere, sind gerne in Gruppen. Deshalb gibt es keine Einzelboxen und keine Anbindung. 

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Hörner

Im Stall hat es Platz für 90 Tiere. Der Tierschutz, resp. die Demeter Vorgaben verlangen12 Quadratmeter Fläche pro Tier. Im Moment hat es 45 Kühe und Kälber. Sie sind aufgeteilt in 2 Gruppen, die je eine Hälfte des Stalls bewohnen. Die meisten Kühe gehören zum Biohof Schüpfenried. Ein Teil gehört einem andern Bauern, dessen Tiere sind hier eingemietet. Sie sind daran zu erkennen, dass sie keine Hörner haben: diese Kühe sind aber nicht enthornt, sondern gehören zu hornlosen Rassen wie den Angus-Rindern.
Die Schüpfenrieder Kühe haben Hörner, es sind verschiedene Rassen, am meisten Simmentaler und Limousin. Dem Bauern ist aber nicht die Reinrassigkeit wichtig, er will eine durchmischte Herde. Es gibt keine gezielte und künstliche Fortpflanzung; ein Stier lebt bei der Herde: so wird die Fortpflanzung der Natur überlassen. Der Bauer will auch nicht immer grössere und leistungsfähigere Tiere, ihm sind die leichteren und wendigenTiere lieber. Im Moment gibt es keinen Stier, bald wird wieder einer zur Herde stossen. Die Kühe leben als Mutterkühe, die Kälber trinken die Milch direkt bei der Mutter; es wird also nicht gemolken. 

Ausruhen, laufen und fressen

Was ist die Idee eines Minimalstalls: Die Kühe können frei herumlaufen, haben Zugang zu offen, unbedachten Zonen und geschützen, gedeckten Zonen Sobald die Umgebungsarbeiten beendet sind, werden sie auch direkt vom Stall auf die Weiden hinaus können.

In der linken Stallhälfte ist die Ruhezone: die ganze Fläche ist als Tiefstroh eingestreut: die Strohlage wird nicht täglich ausgewechselt, sondern es wird immer wieder neues Stroh auf die alten Lagen aufgestreut, so entsteht eine angenehme und wärmende Unterlage für die Kühe. Die Streu wird zwei bis drei Mal pro Jahr ausgewechselt. Die Ruhezone kann mit Gittern aufgeteilt werden in verschiedene Bereiche.

In der Mitte des Stalls befindet sich der luftige Laufbereich; er ist an den Stirnseiten und nach oben offen. Hier halten sich die Kühe auf, gehen herum. Hier befindet sich auch die Tränke, ein grosser Trog, in welchen ständig etwas frisches Wasser aus der Schüpfenrieder Quelle nachfliesst. Daneben befindet sich der Wellness-Bereich: eine grosse gelbe Bürste beginnt automatisch zu rotieren, wenn eine Kuh die Bürste aus der hängenden Position in Schräglage drückt: die rauhen Borsten sind eine wohltuende Massage für die Kühe: schnell haben sie herausgefunden, wie sie sich bewegen müssen, um sich das ganze Kuhfell massieren zu lassen; dass das Fell dann auch gleich noch sauber wird, ist ein Nebeneffekt, ist aber wahrscheinlich eher den Menschen wichtig als den Kühen. Den Kühen jedenfalls gefällt es, die Bürsten sind fast ständig in Betrieb, bereits die kleinen Kälber haben gelernt, sich massieren zu lassen.

Am rechten Rand der Zone zieht sich der Fressbereich hin; die Kühe strecken ihre Köpfe durch Barren und tun sich an dem gütlich, was ihnen der Bauer vorsetzt: Heu, Silofutter und Delikatessen wie Karotten. Diese sind bei der Verkaufs-Sortierung nach der Ernte wegen Schäden aussortiert worden. Die ganze rechte Gebäudehälfte wird als Scheune genutzt: hier sind Futtervorräte, hat aber auch manch anderes Platz, wie das auf einem Bauernhof üblich ist. Gefüttert wird von Hand; es gibt keine automatische Futteranlage: der Bauer bringt grosse runde Heuballen und Siloballen aus seinen Aussenlagern in die Scheune,  öffnet diese und verteilt das Futter mit der Heugabel längs der Barren.

Herdentiere

Beim Fressen lässt sich beobachten, dass Kühe zwar Herdentiere aber keineswegs soziale Wesen sind, sondern sich vielmehr hierarchisch gebärden: so gibt es dominante Tiere, die die andern von den besten Futterplätzen wegdrängen: hier ist natürlich bei Tieren mit Hörnern die Verletzungsgefahr etwas grösser als bei hornlosen Tieren.
Der Futterbarren ist mit einer Schliessvorrichtung versehen, die der Bauer ein- und ausschalten kann: sobald die Tiere ihren Kopf durch eine Barrenöffnung gesteckt haben, schliesst sich der Barren um ihren Hals; so steht nach kurzer Zeit eine lange Reihe von friedlich fressenden Kühen da; diese Idylle aber ist wie gesagt etwas trügerisch. Zum Schutz der Kälber und Jungtiere gibt es eine weitere Massnahme: mit Gittern sind mehrere Pferche abgetrennt, die nur durch eine verkleinerte Öffnung zu betreten sind, also nur für die Kälber da sind: so können sie in Ruhe fressen.

Faltschieber

Wo gefressen wird, wird auch geschissen; das passiert hauptsächlich im Laufbereich, auf dem Betonboden: hier sorgt der Faltschieber für Sauberkeit: mehrmals pro Tag wird dieser Schieber, der sich über die ganze Breite des Laufbereichs hinzieht, in Betrieb gesetzt: von einem Drahtseil gezogen bewegt er sich langsam durch den Laufbereich, schiebt den Kot vor sich hin. Die Kühe, auch die Kälber haben sofort gelernt, darüber zu steigen, sobald sich der Schieber nähert.

 

Soweit also das Leben im Minimalstall: auf den Betrachter macht das ganze einen ruhigen und friedlichen Eindruck: hier lässt sich gut Kuh sein.

Und noch ein Blick auf das Stalldach: die beide grossen flachen Dachflächen sind vollflächig mit Solarpanels gedeckt. Diese liefern Strom für ca. 50 Haushalte.

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